Handel kritisiert verlängerten Lockdown für den Facheinzelhandel

Handel kritisiert verlängerten Lockdown für den Facheinzelhandel. Mit scharfer Kritik reagiert der deutsche Einzelhandel auf den heute erneut faktisch verlängerten Lockdown für den Facheinzelhandel. Nach wie vor konzentriere sich die Corona-Politik ausschließlich auf die Inzidenzen und honoriere nicht ausreichend, dass die Ansteckungsgefahren im Einzelhandel auch von Experten als niedrig beurteilt werden. Nach einer aktuellen HDE-Umfrage vom vergangenen Wochenende sehen sich nach fast 100 Tagen Lockdown 54 Prozent der Bekleidungshändler in Insolvenzgefahr.

Handel kritisiert verlängerten Lockdown für den Facheinzelhandel – Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig

„Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus. Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte wird der komplexen Lage nicht gerecht. Die Maßnahmen müssen sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Es sei deshalb höchste Zeit, die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen und alle Geschäfte unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte wieder zu öffnen.

Offene Schulen und Kitas – Kinder werden nicht wie magisch vom Virus verschont

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass Schulen und Kitas aufbleiben sollen und der Facheinzelhandel geschlossen wird. Zumal inzwischen eindeutig belegt ist, dass Kinder nicht wie magisch vom Virus verschont bleiben. Wer ohne Testszenarien und tatsächlich umsetzbare Hygienemaßnahmen Schulen und Kitas auflässt, sorgt nicht nur für steigende Infektionsraten, sondern spielt auch Roulett mit der Gesundheit der Kinder.“ ergänzt Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Handelsverband Kosmetik – Bundesverband Parfümerien.

Lockdown hinterlässt tiefe Spuren im Facheinzelhandel

Der nun schon beinahe seit 100 Tagen andauernde Lockdown hinterlässt derweil tiefe Spuren im Nicht- Lebensmittelhandel. So zeigt die neueste HDE-Umfrage unter knapp 1.000 Händlern, dass sich 54 Prozent der Bekleidungshändler und 58 Prozent der Händler mit Schuhen und Lederwaren in Insolvenzgefahr sehen. „Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können. Deshalb muss die Politik endlich eine realistische Perspektive geben“,
so Genth.

Innenstädte: 63 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren

Die HDE-Umfrage zeigt, dass die Umsatzverluste in der vergangenen Woche im Vergleich zu 2019 weiterhin enorm sind. So machten die geschlossenen Geschäfte in den Innenstädten 63 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Die Läden, bei denen Einkauf mit Terminvereinbarung möglich war, verzeichneten ein Minus von knapp einem Drittel. Mit knapp einem Fünftel im Minus landeten die Geschäfte, die mit Begrenzung der Kundenzahl geöffnet hatten.

Ausbau der Coronahilfen notwenig

„Die Politik muss zurückfinden zu angemessenen und ausgewogenen Maßnahmen unter Berücksichtigung der tatsächlichen Infektionsrisiken“, so Genth weiter. Dazu müsse auch der angekündigte Ausbau der Coronahilfen gehören. Wichtig sei, dass die Forderung des HDE nach zusätzlichen Hilfen für die weiter geschlossenen Einzelhandels-
unternehmen gestern beschlossen wurde und jetzt zügig umgesetzt werde. Die derzeitige Überbrückungshilfe finde nach wie vor zu selten und zu langsam den Weg zu den notleidenden Unternehmen.

[Text/Bild: Handelsverband Kosmetik]